Die Frage nach der Beziehung von Körper und Seele, von Leib und Geist, ist eine Kernfrage des Lebens, die sich in der Medizin besonders verdichtet und konkretisiert. Auf der einen Seite sind wir biologischen Gesetzen unterworfene Leib-Wesen, auf der anderen Seite haben wir ein Bewusstsein, geistige Fähigkeiten und Kreativität, die weit über die Beschränktheit unserer Körperlichkeit hinausgeht. Wir sind aber ein Mensch, und daher ist es notwendig, den Dualismus aufzugeben, um nicht auf der einen Seite seelenlose Medizin für den Körper, und körperlose Therapie für die Seele zu betreiben. Die psychosomatische Sichtweise und das biopsychosoziale Modell stellen sich diesem Anspruch.
Das Marburger Gesundheitsgespräch richtet sich an alle, die sich übergreifend für Gesundheit im lebensgeschichtlichem und gesellschaftlichen Kontext interessieren. Es beinhaltet die Kombination von Fachvorträgen und dem eigentlichen Gesundheitsgespräch: einer biographischen Anamnese eines Teilnehmers, die im Plenum und in Kleingruppen nach den Kriterien der Salutogenese: Verstehbarkeit, Handhabbarkeit, Bedeutsamkeit und Kohärenz besprochen, im Sinne einer „Lebensparabel“ ausgewertet und in der Konsequenz des „nächsten kleinen Schrittes“ konkretisiert wird. Interaktive Bewegungs- und Wahrnehmungssequenzen sollen das Gehörte fühlbar machen, Spannungen abführen und auf die eigenen Empfindungen fokussieren.
Das Marburger Gesundheitsgespräch bietet einem die Möglichkeit, sich mit der eigenen Wahrnehmung von Gesundheit, aber auch mit der Wahrnehmung der Mitmenschen auseinanderzusetzen.
Das MGG findet halbjährlich statt und richtet sich an jede:n, der:die im JETZT Teil eines interaktiven Ereignisses sein möchte.
Hierbei wird der Fokus auf die positiven Eigenschaften und Fähigkeiten gerichtet, die zur Gesundung beitragen können, anstatt nach den krankmachenden Ursachen zu suchen.
Der Mensch wird nach dem bio-psycho-sozialen Modell betrachtet. Wir sprechen vom Prinzip der Salutogenese nach Antonovsky.
Salutogenese gibt Auskunft über die Entstehung und Erhaltung der Gesundheit. “Salus” kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Gesundheit, der Wortteil “–genese” heißt wörtlich übersetzt Entstehung. Man kann Salutogenese auch als Gegenstück zur Pathogenese betrachten. Dies beschreibt die Entstehung von Krankheit.
Aaron Antonovsky war ein Medizinsoziologe, der sich in den 70er Jahren mit den Faktoren auseinandergesetzt hat, die die Salutogenese beeinflussen. Er entwickelte ein theoretisches Modell, zur Erklärung von den Umständen, die zum Gesund sein / Gesund bleiben beitragen. Er beantwortete somit die Fragen, wie Menschen trotz Risiken gesund bleiben können und wie in der Praxis ihre Gesundheit gefördert werden kann.
Ein Schlüsselbegriff ist das Kohärenzgefühl. Dies wird während des eigenen Lebens entwickelt und sagt aus, dass ein Zugehörigkeitsgefühl und eine tiefe innere Zufriedenheit mit sich selbst und anderen vorliegt. Es bedeutet also, dass das eigene Leben als verstehbar, bewältigbar und sinnhaft erlebt wird. Ein hohes Kohärenzgefühl beeinflusst positiv die Gesundheit, ein niedriges hingegen hat eher negative Einflüsse darauf.
3 Komponente, die für das Kohärenzgefühl von großer Relevanz sind:
Diese drei Eigenschaften entwickelt jeder Mensch innerhalb seiner ersten 20 Lebensjahre. Je nachdem wie stark diese ausgeprägt sind, können Menschen unterschiedlich gut mit Krisen umgehen, beispielsweise mit einschneidenden Erlebnissen wie dem Tod eines Familienmitgliedes, mit stressigen Phasen im Job oder auch mit einer Erkrankung. Wie gesund wir sind, hängt also wesentlich von der Ausprägung der drei Eigenschaften ab.
DER GRÜNDER DER MARBURGER GESUNDHEITSGESPRÄCHE
Wolfram Schüffel, Prof. em. Dr. med., geb. 1938 in Pirna, Facharzt für Innere Medizin, Facharzt für Psychosomatische Medizin.
Von 1976 bis 2005 war er Leiter der Psychosomatischen Klinik des Zentrums für Innere Medizin der Philipps-Universität Marburg. Derzeit ist er in Praxis, Lehre, Aus-, Fort-, Weiterbildung und Beratung tätig. An den von ihm in Ulm gegründeten, in Marburg geförderten und in Deutschland und in Österreich 43 Jahre lang von ihm begleiteten Anamnesegruppen haben ca. 20.000 deutschsprachige Ärzte teilgenommen.
Die dort praktizierte Gruppenmethode wurde zur speziellen Form der heute praktizierten Psychosomatischen Grundversorgung weiterentwickelt. Er war Mitbegründer und bis 1996 Vorstandsmitglied des Deutschen Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM) und ist Begründer der Wartburggespräche "Gesundheit als Grundrecht für Alle - eine Utopie?", die seit 1992 zu jährlich wechselnden Themen stattfinden.
Das 10. MGG bot den passenden Rahmen, die Leitung und Organisation aus den Händen von Herrn Prof. em. Dr. med Wolfram Schüffel, an Herrn Stephan Nolte, Kinderarzt, sowie an Matthias Bender, Klinikdirektor der Vitos Klinik in Kurhessen (Leitender Arzt der Psychiatrie) zu übertragen.
Neben den ärztlichen Verantwortlichen hat sich eine Gruppe von Medizin Studierenden gefunden, die bei den MGG unterstützend mitarbeiten.
Diese Gruppe besteht aus: Artemis Mëhilli, Marvin Noll, Teresa Spadinger, Cindy Zając,
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